So geht es jungen Menschen

In welchen Bereichen haben Kinder und Jugendliche aktuell starke Nachteile für ihre Entwicklung?

Aktuelle Studien zeigen, dass die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen insbesondere in der Förderung von mentaler Stärke, sozial-emotionalen Kompetenzen und der Bewegung zu sehen sind. Hier eine Übersicht der Ergebnisse:

  • Bewegungsförderung
    Laut Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, 2020) sollten sich Kinder und Jugendliche täglich 60 Minuten moderat bis intensiv bewegen. An mindestens drei Tagen pro Woche sollte der Sport intensiv sein und zur Stärkung von Muskulatur und Knochen beitragen.
    In Deutschland schaffen es laut einer 2020 veröffentlichten Studie (Guthold, et al., 2020) 84% der Heranwachsenden (11-17 Jahre) nicht diesen Empfehlungen nachzukommen. Dies hat einen maßgeblichen negativen Einfluss auf die Gesundheit und Lebenszufriedenheit.
    Die WHO empfiehlt allen Kindern und Jugendlichen sichere und gerechte Möglichkeiten für Bewegung zu bieten und sie zu ermutigen, an körperlichen Aktivitäten teilzunehmen, die Spaß machen, abwechslungsreich sind und ihrem Alter und ihren Fähigkeiten entsprechen. Angebote für Kinder sollten demnach den individuellen Grundlagen angemessene Bewegungseinheiten enthalten. Dabei muss jedoch darauf geachtet werden, dass es nicht zu einer Überbeanspruchung kommt oder Techniken zu kompliziert sind, da dies das Verletzungsrisiko erhöhen und die Motivation verringern kann.
  • Lebensqualität
    Die 2021 veröffentlichten Ergebnisse der COPSY-Studie (Ravens-Sieberer, et al., 2021) zur psychischen Gesundheit und Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen während der Corona Pandemie kommt zu dem Ergebnis, dass über 40% der 11-17-Jährigen eine geminderte Lebensqualität angeben. Vor der Pandemie lag dieser Wert noch bei knapp über 15%, was auf die harten Einschnitte (z.B. Lockdowns, Schulschließungen, Verbot von Freizeitaktivitäten und Sport) zurückgeführt werden kann.
    Für Ferienfreizeiten und ähnliche Aktivitäten bedeutet dies, dass neben den sportlichen Aktivitäten auch Wert auf ein gutes soziales Miteinander gelegt werden muss. Kinder und Jugendliche müssen teilweise behutsam an soziale Kontakte und in Gruppen eingeführt werden. Hierfür ist es als Betreuerin und Betreuer wichtig, dass man entsprechende Anzeichen sozialer Isolation oder Probleme beim Aufbau von Beziehungen unter Gleichaltrigen wahrgenommen werden können und entsprechende Strategien vorliegen, wie man im Gruppensetting hierauf reagieren kann.
  • Psychische Auffälligkeiten
    in derselben Studie (Ravens-Sieberer, et al., 2021) wurden ebenfalls untersucht, inwiefern Kinder und Jugendliche psychische Auffälligkeiten durch die oder während der Pandemie entwickelt haben. Hier gab es eine Steigerung von knapp 18% auf über 30%. Über 24% der Heranwachsenden gaben sogar an eine Angststörung zu haben (knapp 15% vor der Pandemie). Im Besonderen sind Kinder und Jugendliche betroffen, deren Eltern einen niedrigen Bildungsabschluss haben, die selbst einen Migrationshintergrund haben und/oder die auf beengtem Raum leben (<20m2 Wohnfläche/Person).
    Natürlich kann man von niemandem verlangen tiefer auf diese psychischen Belastungen einzugehen, insbesondere wenn keine psychologische oder psychosomatische Ausbildung vorhanden ist. Dennoch möchten wir die Verantwortung von Freizeitbetreuer:innen hier nicht vollständig abnehmen. Aus unserer Sicht ist es wichtig auf entsprechende Auffälligkeiten (z.B. Körpersprache, destruktives Verhalten, soziale Auffälligkeiten) zu achten, um dann behutsam darauf eingehen zu können. Hierzu werden die Betreuer:innen in unserer Ausbildung entsprechend geschult.
  • Übergewichtigkeit / Adipositas
    Ein 2020 veröffentlichter Bericht des Robert-Koch-Instituts (Robert Koch-Institut (RKI), 2020) zeigt, dass 15,4% der Kinder und Jugendlichen von Übergewichtigkeit betroffen sind. Zusätzlich haben knapp 6% eine Adipositas (Fettleibigkeit). Man geht davon aus, dass das Verhalten, wie erhöhter Medienkonsum (wie während der Corona-Pandemie) zu einem gestörten Essverhalten führen kann und so das Risiko für Übergewichtigkeit steigt. Eine aktuelle Studie (Vogel, et al., 2022) über die Gewichtszunahme bei Heranwachsenden zeigt seit 15 Jahren eine stätige Gewichtszunahme. Es sind mittlerweile 41% der Kinder und Jugendlichen übergewichtig oder adipös. Besonders kritisch zu sehen ist, dass im besonderen Maße Kinder und Jugendliche weiter zugenommen haben, die bereits ein Übergewichtsproblem haben.
  • Unterstützungsbedarf
    Albert Einstein wird das Zitat zugeordnet „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Dementsprechend ist es auch diskussionswürdig, anzunehmen Kindern und Jugendlichen könnte in demselben Setting geholfen werden, das für die schlechte Situation mitverantwortlich ist. Dies sehen auch die Eltern der Studie so, von denen 63% angeben, dass sie Unterstützungsbedarf beim Umgang mit ihrem Kind haben. Eine Unterstützung wird insbesondere „bei der Bewältigung der schulischen Anforderungen […], bei der Rückkehr […] aus der Isolation und im Umgang mit dem Verhalten, den Gefühlen und Stimmungen“ (Ravens-Sieberer, et al., 2021) gewünscht.
    Hier können Ferienfreizeiten oder Projekte mit den Heranwachsenden eine gute Abwechselung zum Familienverbund oder Schule sein. Die jungen Menschen können bewusst aus ihrem Alltag herausgenommen werden, indem ein Raum für positive Erfahrungen und Austausch unter gleichaltrigen geschaffen wird.

Diese Beispiele zeigen exemplarisch, mit welchen gesundheitlichen Herausforderungen Kinder und Jugendliche in Deutschland zu kämpfen haben und wie die Corona-Pandemie dies teilweise noch verstärkt hat. Dabei wird deutlich, dass ein negativer Trend bereits oftmals vorher sichtbar war. Die Corona-Pandemie hat diesen Negativtrend verstärkt und die Situation verschärft.

Auch die aktuelle Veröffentlichung der COPSY-Studie (Ravens-Sieberer, et al., 2022) sieht zwar eine leichte Verbesserung der zuvor sehr negativ ausgefallenen Ergebnisse (in welcher hautsächlich die Auswirkungen des ersten Lockdowns untersucht wurden), jedoch sind die Herausforderungen weiterhin gravieren.

  • Gesundheitsbezogene Lebensqualität (als gering bewertet)
    • Vor der Pandemie: 15,3%
    • Mai-Juni 2020: 40,2%
    • Dezember 2020-Januar 2021: 47,5%
    • September-Oktober 2021: 35,1%
  • Psychische Probleme
    • Vor der Pandemie: 17,6%
    • Mai-Juni 2020: 30,4%
    • Dezember 2020-Januar 2021: 30,9%
    • September-Oktober 2021: 29,1%
  • Emotionale Probleme
    • Vor der Pandemie: 16,4%
    • Mai-Juni 2020: 20,9%
    • Dezember 2020-Januar 2021: 23,7%
    • September-Oktober 2021: 24,6%
  • Angststörungen
    • Vor der Pandemie: 14,9%
    • Mai-Juni 2020: 24,1%
    • Dezember 2020-Januar 2021: 30,1%
    • September-Oktober 2021: 26,8%

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Dies zeigt, wie wichtig es ist unterstützende Programme, wie es DOPDA.Camp und unsere Inhalte sind, zu haben. Es reicht nicht mehr den Kindern und Jugendlichen lediglich ein attraktives Freizeitprogramm zu bieten. Betreuer:innen müssen um die Herausforderungen der jungen Menschen bescheid wissen und ihre Angebote entsprechend aufbereiten.

Literatur:

Guthold, Regina, et al. 2020. Global trends in insufficient physical activity among adolescents: a pooled analysis of 298 population-based surveys with 1· 6 million participants. The Lancet Child & Adolescent Health. 4, 21. 11 2020, Bd. 1, S. 23-35.

Ravens-Sieberer, Ulrike, et al. 2021. Seelische Gesundheit und psychische Belastungen von Kindern und Jugendlichen in der ersten Welle der COVID-19-Pandemie – Ergebnisse der COPSY-Studie. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 64, 1. 12 2021, S. 1512–1521.

Robert Koch-Institut (RKI). 2020. AdiMon-Themenblatt: Adipositas bei Kindern und Jugendlichen. 2020.

Vogel, Mandy, et al. 2022. Age- and weight group-specific weight gain patterns in children and adolescents during the 15 years before and during the COVID-19 pandemic. International Journal of Obesity. 2022, Bd. 46, S. 1476-5497.

World Health Organization. 2020. WHO guidelines on physical activity and sedentary behaviour: at a glance. 2020.

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